Nürnberg, 18. Juli 2016
"Frau Bott erzählte den Schülern der Q11 aus ihrem eindrucksvollen Leben. Sie erzählte. wie sie mit 2,5 Jahren von ihrem Vater entführt wurde, wie sie einen Bombenangriff mit sehr viel Glück
überlebte und wie sie schließlich gegen den Willen ihres Vaters eine Ausbildung machte. Sie erählte von den Widrigkeiten des Alltags in der DDR, von den Grenzkontrollen und wie es um die Rechte
der Frauen in West- und Ostdeutschland in den 50er und 60er Jahren bestellt war. Sie erzählte von der Blockade Berlins und dem Bau der Mauer.
Wir danken Frau Bott dafür, dass sie ihre Geschichte mit uns geteilt hat."
Quelle: Judith Reihs, http://martin-behaim.24-design.de/index.php?id=477 (27.03.2017)
Im Rahmen des Literatur-Nachmittags am 29. Oktober 2015 in der Beratungsstelle "InBestform" las Frau Christel Bott aus ihrem Buch "Isabell - Eine Kindheit im Zweiten Weltkrieg". Das Buch beruht auf wahren Begebenheiten und schildert eindrücklich die Kriegswirren, Ängste in Bombennächten und das Aufwachsen bei den Großeltern.
Nürnberger Nachrichten, 10.06.2015
"Christel Bott wurde vom eigenen Vater entführt, erlebte als Kind den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg. Bevor die Mauer es unmöglich machte, floh sie aus der DDR in den Westen. Seit
fünfzehn Jahren lebt die gebürtige Berlinerin in Reichelsdorf. Hier hat sie den Mut und die Muße gefunden, ihr bewegtes Leben literarisch zu verarbeiten."
Nürnberg, 23. März 2015
Dem Literaturclub des Seniorentreffs Heilig-Geist in Nürnberg durfte ich im März mein Buch vorstellen. Der Club wird von Frau Mangold geleitet, die auch begann daraus vorzulesen. Dann wurde das Buch weitergegeben und zwei Damen lasen noch etwas daraus. In der anschließenden Diskussion befragte man mich hauptsächlich über mein Leben. Sehr beeindruckt waren die Damen und Herren von dem Mut meiner Großeltern.
Nürnberg, 10. März 2015
Durch eine Pressemitteilung wurde der Auslandsjournalist Herr Johnny Sjöblom, Finnischer Rundfunk YLE, auf mich aufmerksam. Das Interview fand im Hobbyraum des Seniorentreffs Bleiweiß in Nürnberg statt und hatte das Thema 70. Jahre seit Kriegsende zum Inhalt. Es war sehr angenehm als Zeitzeugin Herrn Sjöblom über meine Erinnerungen aus dieser Zeit berichten zu dürfen. Er erarbeitet daraus einen Beitrag für den Finnischen Rundfunk.
Die Lesung fand anschließend am gleichen Ort statt. Frau Zülch-Ludwig (Bild 28) hatte den Tisch liebevoll dekoriert und moderierte auch durch die Lesung. Anschließend berichteten die Zuhörer
ihrerseits über interessante Erlebnisse aus dieser Zeit in einer lebhaften Diskussion. Es war ein sehr gelungener Nachmittag.
Ausstellungseröffnung
Diktatur und Demokratie
im Zeitalter der Extreme.
Streiflichter auf die Geschichte
Europas im 20. Jahrhundert
Einladung
Als Mitglied der Bundesstiftung Zeitzeugen zur Aufarbeitung der DDR Diktatur wurde ich am 21.Oktober 2014 zur Ausstellungseröffnung nach München eingeladen.
Leseprobe aus dem Buch "Isabell, eine Kindheit im Zweiten Weltkrieg" von Christel E. Bott
Zwei Tage später war die verhängnisvolle Nacht im März. Schon früh bei Einbruch der Dämmerung verdunkelte Dietrich die Fenster und sie saßen noch ein bisschen bei Kerzenlicht zusammen. Am Nachmittag war Dietrich zurückgekommen und Sophie hatte ihm erzählt, dass einige der Hausbewohner in den eigenen Keller unter dem Vorder- und Hinterhaus gingen. Sie hätten sich Sitzgelegenheiten geschaffen, um dort bei Alarm zu bleiben. Dietrich fand die Idee gar nicht schlecht, es war eine Kleinigkeit Privatsphäre und so schafften sie die zwei Sessel von Franz nach unten, stellten zwei Eimer voll Wasser bereit und legten Lappen und Tücher ins Regal.
Ziemlich früh in der Nacht gingen die Sirenen los. Es gab gleich Alarm, keinen Voralarm. Sie sprangen aus den Betten, nahmen die bereitstehende Tasche und verließen die Wohnung. Auf dem Treppenabsatz bemerkte Isabell ihren Verlust und schrie: „Meine Emma.“ Sophie sagte: „Es geht nicht mehr, wir müssen runter.“ Doch Dietrich spurtete zurück und war kurz nach ihnen unten. Er konnte mit seinen langen Beinen immer zwei Stufen auf einmal nehmen. Isabell drückte Emma ganz fest an sich.
Mein Berlin
Berlin - eine Stadt, da bin ich geboren,
an dich hat so mancher sein Herz verloren.
Berlin - in der Stadt, dort wuchs ich auf,
dort nahm das Schicksal dann seinen Lauf.
Berlin - schöne Stadt, lag in Asche und Schutt,
von Osten bis Westen, alles kaputt.
Berlin - große Stadt, man machte dich klein,
und mauerte nachts dich ringsherum ein.
Berlin - diese Stadt, geteilt über Nacht,
hat Trauer in viele Familien gebracht.
Berlin - halbe Stadt, eine fröhlich und frei,
die andern marschieren ersten Mai.
Berlin - meine Stadt, bereitet mir Qualen,
will ich einmal hin, muss ich Eintritt bezahlen.
Berlin - kleine Stadt, welch qualvoller Ort,
ich kann’s nicht ertragen und ziehe nun fort.
Berlin - war die Stadt, wo ich einst geboren,
doch habe ich sie und sie mich verloren
Ein Gedicht von Christel Edith Bott
Die ersten Passierscheine!
Dezember 1963! Zu meinem Leidwesen, musste ich mich am 06.12.1963 zu einer Operation ins Krankenhaus begeben. Als Alleinerziehende hatte ich in Westberlin keinen einzigen Menschen, der sich für diese Zeit um meine beiden zweieinhalb und dreieinhalb Jahre alte Kinder gekümmert hätte. Schweren Herzens musste ich sie für diese Zeit in einem Heim unterbringen. Mit dem Gedanken, Weihnachten muss ich unbedingt wieder bei den Kindern sein, begab ich mich in die Hände des Chirurgen.
In der Dunkelheit einer einzigen Nacht!
Im Juni 1960 war unsere Tochter zur Welt gekommen. Für Anfang August 1961 hatte sich unser zweites Baby angemeldet. Zur damaligen Zeit mussten die Mütter nach der Geburt noch eine Woche im Krankenhaus bleiben. Als Fernfahrer konnte sich mein Mann nicht um das gut ein Jahr alte Mädchen kümmern. So kam es, dass die Kleine für diese Zeit von meinen Eltern in Ostberlin versorgt wurde.
1945 wurde Berlin eine Vier-Mächte-Stadt, umgeben von der DDR, einem russisch besetzten Gebiet, kurz Ostzone genannt. Im Gegensatz zu Berlin, wo man sich bis 1961 in allen Bezirken frei bewegen konnte, durften in die DDR nur Bewohner des Ostsektors fahren. Wir in Pankow gehörten zur russisch besetzten Zone.
1948 kam mein Vater aus Gefangenschaft und bekam seine alte Arbeitsstelle bei Ufa-Handel wieder, die sich aber jetzt Progress-Film nannte. Er trat in die SED ein. Ich denke es wurde ihm nahegelegt. 1949 heiratete er wieder und ich wohnte nun bei ihm in Friedrichshain.