Leseprobe aus dem Buch "Isabell, eine Kindheit im Zweiten Weltkrieg" von Christel E. Bott
Zwei Tage später war die verhängnisvolle Nacht im März. Schon früh bei Einbruch der Dämmerung verdunkelte Dietrich die Fenster und sie saßen noch ein bisschen bei Kerzenlicht zusammen. Am Nachmittag war Dietrich zurückgekommen und Sophie hatte ihm erzählt, dass einige der Hausbewohner in den eigenen Keller unter dem Vorder- und Hinterhaus gingen. Sie hätten sich Sitzgelegenheiten geschaffen, um dort bei Alarm zu bleiben. Dietrich fand die Idee gar nicht schlecht, es war eine Kleinigkeit Privatsphäre und so schafften sie die zwei Sessel von Franz nach unten, stellten zwei Eimer voll Wasser bereit und legten Lappen und Tücher ins Regal.
Ziemlich früh in der Nacht gingen die Sirenen los. Es gab gleich Alarm, keinen Voralarm. Sie sprangen aus den Betten, nahmen die bereitstehende Tasche und verließen die Wohnung. Auf dem Treppenabsatz bemerkte Isabell ihren Verlust und schrie: „Meine Emma.“ Sophie sagte: „Es geht nicht mehr, wir müssen runter.“ Doch Dietrich spurtete zurück und war kurz nach ihnen unten. Er konnte mit seinen langen Beinen immer zwei Stufen auf einmal nehmen. Isabell drückte Emma ganz fest an sich.
Sophie erklärte ihr im Keller wie sie sich im Notfall verhalten sollte: „Bleibe bitte ruhig, wenn das Licht ausgeht und wenn die Luft zum Atmen schlechter wird. Du bekommst einen nassen Lappen und den drückst du dir vor das Gesicht.“
Es krachte und krachte überall rundherum. Dietrich ging mit seinem Vertreter, Herrn Dornfelder, einige Male hinaus, um nach Bränden Ausschau zu halten. Anschließend blieben sie immer gleich hinter der eisernen Kellertür stehen. Es kam der Augenblick, als Dietrich ein unheimliches Zischen und Pfeifen wahrnahm, mit zwei riesigen Sprüngen die acht Stufen hinuntersauste und dabei Herrn Dornfelder und einen unten stehenden Bewohner mit sich riss. In dem Moment krachte es auch schon entsetzlich.
Danach unheimliche Stille. Kein Laut. Es dauerte sehr lange, oder kam es ihnen nur so vor, bis sich die Starre löste. Hautnah mussten sie es erleben. Isabell bekam den feuchten Lappen. Als wenn man es geahnt hätte. Die ganze Luft war erfüllt mit Kalkstaub. Leise und zaghaft begannen einige ganz leise nach den Ehepartnern und Verwandten zu rufen. Sie waren verschüttet, es gab kein Licht mehr. In den eigenen Kellern waren alle noch am Leben. Die Männer, die Dietrich mitgerissen hatte und er selbst, überlebten durch seine schnelle Reaktion mit einigen Abschürfungen und blauen Flecken.
Die Kellertreppe war verschüttet, der Durchgang zum Seitenflügel blockiert. Keiner wusste, wie es oben aussah. Wie schlimm waren sie verschüttet? Lag etwa das ganze Haus auf ihnen? Würde man sie herausholen können? Wenn ja, wie lange würde das dauern? Würde die Luft reichen? Einer tröstete den Anderen, Ruhe zu bewahren und möglichst wenig Luft zu verbrauchen. Leicht gesagt, das wussten alle, denn das Herz schlug allen bis zum Hals.
Niemand konnte sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis endlich die Sirenen Entwarnung gaben. Kurz danach vernahmen sie laute Stimmen. Sie hörten, wie Steine beiseite geräumt wurden und nach relativ kurzer Zeit der Kellereingang frei war. Das war auch nicht der Haupttreffer. Sie baten die Männer schnell herauszukommen und im Vorderhaus zu helfen.
Das Bild, das sich ihnen bot, als sie den Keller verließen, war grausam. Die Bombe hatte den Seitenflügel platt gemacht. Er war völlig zerstört. Die Geschwister Schmidt lagen tot im Hausflur, verrenkt, sämtliche Knochen gebrochen. Durch die Druckwelle war die Eingangstür bis an die gegenüber liegende Wand geflogen und zerschellt, mit ihr die Geschwister.
Im Luftschutzkeller unter dem Seitenflügel gab es noch Überlebende. Der einzige Weg an sie heranzukommen, war der Versuch, sich von den Kellerfenstern auf der Straße durchzuarbeiten. Dazu wurde jeder gebraucht. Der Großvater hatte Isabell mit Sophie und Frau Frenzel nach oben geschickt. Da ihre eigene Wohnung an den Seitenflügel angrenzte, gingen sie in Frau Frenzels Wohnung. Sie sollten sich ruhig verhalten, bis er käme. Das waren sie sowieso. Sie waren müde, legten sich hin, konnten aber doch nicht schlafen. Zu nah hatten sie diesmal erleben müssen, wie schnell der Tod jeden von ihnen ereilen konnte.
Die Rettung aus dem Luftschutzkeller erwies sich als äußerst schwierig. Die Kellertüren vom Vorderhaus und Seitenflügel lagen nebeneinander im Hof und waren auch beide mit vielen Trümmern bedeckt.
Die Mieter aus dem Keller unter dem Vorderhaus öffneten ein Fenster der Kellerschächte zur Straße hin, um einen Weg hinaus zu finden. Über dem Schacht fehlte das eingemauerte Gitter. Niemand dachte darüber nach, warum. Diese Öffnung war die Rettung, wenn auch jeder mühsam hindurch kriechen musste. Der vierzehnjährige Willi kroch hindurch, um von oben zuzupacken und den älteren Mietern hinaus zu helfen. Die Öffnung war nicht sehr groß, aber die meisten hatten sowieso kaum noch etwas Fett auf den Knochen. Unten gab ein rüstiger Rentner Hilfestellung, schob behutsam nach. Inzwischen kamen auch die Männer aus dem Hinterhaus und leisteten Hilfestellung. Als alle im Freien waren, suchten drei Männer im vorderen Keller nach einer Möglichkeit zu den Eingeschlossenen zu kommen. Durch klopfen und rufen hatten sie sich schon vor einiger Zeit bemerkbar gemacht. Sie suchten nach Werkzeug. Was sie fanden, eignete sich nicht unbedingt dazu, einen Durchbruch durch eine Wand schaffen. Dennoch, sie mussten es versuchen. Es war eine mühsame, lange Tätigkeit, die ihnen letztendlich doch noch den Erfolg bescherte. Ein Loch, groß genug, um hindurch zu schlüpfen.
Ein Bild des Grauens bot sich ihnen. Man bekam kaum Luft, sie war geschwängert mit Kalkstaub. Neun Bewohner waren tot, darunter auch die alte Dame, die sich auf den nun freien Platz am Kamin gesetzt hatte. Sie war vom Schornstein erschlagen worden. Die Verletzten wurden auf eine Trage gelegt und durch die Öffnung geschoben. Man musste sie so gut es ging festmachen, denn durch das Kellerfenster zur Straße ging es nun mal nur fast senkrecht. Einem Mann musste das rechte Bein abgebunden werden, es war völlig zerquetscht. Er war ohnmächtig und obwohl alle taten, was in ihrer Macht stand, starb er noch bevor man ihn ins Krankenhaus schaffte.
Was konnten sie schon tun? Zu mehr, als die Wunden zu versorgen und Schmerzmittel zu geben, waren sie nicht in der Lage. Frische Laken wurden zerrissen, um die Wunden notdürftig zu verbinden. Als alle geborgen und versorgt waren, holte man die Toten heraus. Inzwischen versuchten andere die Verletzten mit Handwagen in ein Krankenhaus zu bringen. Sie wussten nicht einmal, ob es das Krankenhaus noch gab.
Die Toten wurden im Hausflur an der Wand aufgereiht.
Anschließend standen die Unverletzten noch ratlos und frustriert vor dem Haus beieinander. Überall im Mauerwerk Löcher von Schrapnellen. An der Haustür gesplitterte Holzteile, die kleine Durchgangstür hing schief in den Angeln, das Schild vom Hausieren und Betteln wurde nur noch von einer Schraube lose gehalten.
Als sie gerade die Bilanz dieser Nacht zogen, drang plötzlich eine leise, fast erstickte Stimme an ihr Ohr. Es war die Stimme des alten Mannes, der beim Herauskriechen unten geholfen hatte. So wie er „Oh, mein Gott“ sagte, lief allen eine Gänsehaut über den Rücken. Sie spürten, es musste etwas Schlimmes sein, sahen sich um und wohin er starrte. Seine Augen stierten in den Kellerschacht, durch den alle geborgen worden waren. Jetzt erst bemerkten sie, warum das Gitter nicht vorhanden war. Dort lag ein Blindgänger! Sie hatten ihn glatt übersehen.
Vom Blockwart angewiesen, begann Dietrich damit, das Hinterhaus wegen Einsturzgefahr zu räumen. Schließlich war die Brandmauer zwischen Seitenflügel und Hinterhaus mit runtergegangen und die Fußböden der Wohnzimmer hatten bedenkliche Schräglage. Herr Dornfelder ging mit ihm zur Unterstützung. Der sollte unten anfangen, während Dietrich nach oben eilte. Er bedeutete den Frauen leise zu sein und zu warten bis er wiederkäme, knallte die Tür zu und rief hinunter: "Hier ist niemand mehr."
Dann inspizierten sien die restlichen Wohnungen darunter. Frau Müller hockte hinter der Eingangstür ihrer Wohnung und wimmerte kläglich. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Dietrich holte ihren Mantel von Haken an der Garderobe, dann nahmen die beiden Männer sie zwischen sich und halfen ihr hinunter. Ansonsten war niemand mehr da. Die anderen hatten das Haus verlassen, um bei Verwandten erst einmal Ruhe und Trost zu suchen, oder sie waren gar nicht anwesend gewesen.
Die Frauen mussten ziemlich lange warten. Sie alle waren vor Erschöpfung doch noch eingeschlafen, als es an der Tür klopfte. „Ich bin es, Dietrich.“ Und was dann begann, war einmalig und unfassbar.
Bis an das Hinterhaus der Lychener Straße reichten die Hinterhöfe der Stargader Straße. In den Gebäuden waren Fabriken untergebracht. Nachdem alles vorbei war, hatte Dietrich von seiner Firma einen LKW geliehen und diesen auf den dritten Hinterhof gefahren. Nun trennte das Hinterhaus mit dem kleinen Hof nur noch eine zwei Meter hohe Mauer vom LKW. Außerdem hatte er drei zuverlässige Kameraden dabei, Jacob, Gabriel und Stephan. Zwei Kameraden sicherten mit starken Gurten, während Dietrich mit Jacob anfing, die gefährlichste Stelle des Wohnzimmers zu entlasten. Sie holten zuerst die Schubladen aus der Spiegelkommode mit der Wäsche heraus. Als nächstes die Betten, die dreiteiligen Matratzen und danach die Kleider aus dem Schrank. Nun wurden Gurte um die Kommode gebunden. Sie zogen sie in den hinteren Teil des Zimmers und trugen sie ganz vorsichtig in den Flur. Dann die Betten. Die Entlastung des Fußbodens wurde direkt sichtbar. Die auseinandergenommen Betten standen im Treppenhaus, als man daran ging, vorsichtig den Kleiderschrank auseinander zu nehmen. Alles ging gut. Der Fußboden im hinteren Teil war sicher, weil die Wand dort an die Brandmauer des Nebenhauses anschloss. So holten sie sämtliche Sachen und Möbel aus der Wohnung.
Geschirr, Kleidung, Kristall und Porzellan wurde von den Frauen mit Handtüchern umwickelt und in Bettzeug gesteckt, damit es nicht zerbrach. Alle zerlegten Möbel, auch die der Küche, standen im Treppenhaus. Als die Wohnung leer war, trugen sie alles hinunter bis in den kleinen Hof. Die Leiter wurde an die Mauer gestellt, zwei kletterten auf den LKW und nahmen den anderen die hinüber gereichten Sachen ab. Auf diese Weise hatten sie allen Hausrat und alle Möbel gerettet. Zuletzt wurden noch die Sessel und die Fahrräder aus dem Keller aufgeladen. Ein Kamerad fuhr die anderen nach Hause und den LKW zurück auf den Firmenhof. Dietrich, Sophie und Isabell machten sich auf den Weg zum Sommerhaus.
Es war grauenvoll. Ihnen war, als marschierten sie durch eine andere Welt, durch eine nicht enden wollende Hölle.
Überall Trümmer, Feuer und Rauch, weinende Männer und Frauen, schreiende Kinder. Manche dagegen saßen wie versteinert auf den Betonbrocken, die einmal ihr Zuhause waren. Die Toten hatten sie neben den Rinnstein gelegt. Verletzt, verstümmelt, würdelos. Verletzte wurden den Möglichkeiten entsprechend unzureichend versorgt. Überall bemühten sich die Leute einander zu helfen. Dietrich half einer Frau ihren verletzten Mann auf einen Wagen zu legen, damit sie mit ihm zum Krankenhaus fahren konnte. Dabei betete sie immer wieder laut vor sich hin: „Gott steh uns bei.“ An einer Straßenecke hatte die Druckwelle das Pissoir weggeschleudert. Der Mann, der darin Schutz gesucht hatte, lag mit gebrochenem Genick an einem Baum. Vereinzelt brannte es noch lichterloh und verbreitete einen bestialischen Gestank nach verbranntem Fleisch. Wo man hinsah, Tote, die im eigenen Blut lagen. Eine verzweifelte Mutter stolperte an ihnen vorbei. Ihr weinendes Kind fest an sich gedrückt. Mitten auf der Straße kniete eine alte Frau, beide Arme zum Himmel erhoben, flehte sie zu Gott: „Warum tust du uns das an?“
Es war ein Inferno. Dietrich und Sophie bemühten sich, Isabell so gut es ging abzuschirmen, aber es war unmöglich bei diesem Chaos. Nach der brutalen Trennung von ihrer Mutter, war dies, das zweite traumatische Erlebnis ihrer Kindheit. Eine ganze Welt brach für Isabell in einer einzigen Nacht zusammen. Isabell schien nicht mehr zu leben, sondern nur noch zu funktionieren. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, so mechanisch wie ein Roboter. Stoisch, vor sich hinblickend, Emma fester als sonst im Arm. Sie stand unter Schock.
Müde und entkräftet kamen sie im Sommerhaus an, als es bereits dämmerte.
- ISBN 978-3-7322-8135-0
- 289 Seiten
- Verlag: BoD
- Erscheinungsdatum: 14.08.2014
Erhältlich bei:
- BoD-shop
- im Buchhandel als Druck und E-Book.
Presse:
-
Radio-Interview & Lesung
11.03.2015 (Sendetermin: 10.05.2015)
-
Buchbesprechung im Literaturclub
23.03.2015
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Christel E. Bott (Montag, 22 September 2014 20:24)
Rosie Engelhardt: Das Buch ist in einem leicht verständlichen, lockeren Stil geschrieben - mit viel Herzblut und schmerzhaften Erinnerungen; eine großartige Beschreibung eines traurigen Lebensabschnittes von Isabell.
Thomas Leuschner (Donnerstag, 25 September 2014 18:32)
Ich habe Ihr Buch bei meiner Tochter gelesen und finde es sehr lesens-
wert sowie informativ. Bei mir hat es wahre Kindheitserinnerungen
geweckt und fühlte mich zeitweise in die Zeit zurückversetzt.
Anja Irmscher (Donnerstag, 25 September 2014 18:45)
Ich bin eigentlich nicht so eine Leseratte, aber dein Buch hat mich "gefesselt".
Es ist sehr detailgetreu geschrieben so dass ich mir sehr gut vorstellen
konnte wie es damals war und es in Berlin ausgesehen hat.
Eine sehr bewegende Lebensgeschichte, die mit dem Buch für die Ange-
hörigen eine bleibende Erinnerung ergibt.
Ich werde das Buch bestimmt ein zweites mal lesen und später meinen
Sohn zum lesen geben.
Christel E. Bott (Dienstag, 30 September 2014 17:52)
Liebe Frau Bott,
die schicksalhafte Begegnung mit Ihnen im Bus ist für mich ein echtes Geschenk! Sie sind eine faszinierende Frau, starke Persönlichkeit und herausragende Schriftstellerin.
Ihre beeindruckende Biographie und die gelungene Leseprobe zu ihrem neuesten Werk haben mich sehr berührt.
Der Buchauszug war so spannend und in einem wunderschönen Erzählstil geschrieben, sodass ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu lesen.
Ich werde bestimmt ein begeisterte Leserin und Käuferin ihres Buches sein.
Es wäre mir eine große Freude und Ehre, Sie näher kennenlernen zu dürfen. Ein Mensch, der Bücher in dieser hohen Qualität verfassen kann, muss ein ganz besonderer Mensch sein. So ein Mensch bzw. so eine Frau ist kostbar und sehr selten.
Es muss ein Genuss sein, Ihnen einfach zuzuhören und intensive Gespräche zu führen!
Guido Knopp sucht begabte Zeitzeugen wie Sie! Er wäre glücklich über ein Exemplar ihres Buches! Oder haben Sie ihm schon ein Exemplar geschickt??
Das Buch verdient es im großen Maßstab vermarktet zu werden.
Ich kenne auch eine Menge "Leseratten", die sich über einen guten Buchtipp freuen!
Veranstalten Sie mit Ihrem Buch auch Lesungen?? Ich hätte großes Interesse an Einladungsflyern
Viele liebe Grüße
Walter Farnbacher (Dienstag, 21 April 2015 19:41)
Eine interessante und anrührende Geschichte, in die Kriegsereignisse und politische Entwicklungen sehr gut eingebettet sind. Das Buch, spannend zu lesen und in leicht verständlicher Sprache geschrieben, ist ein echtes Zeitzeugnis. Bei uns Älteren weckt es viele Erinnerungen, der jungen Generation bietet es einen lebendigen Blick in die damalige Zeit. Herzlichen Glückwunsch, Frau Bott.
Louise R. (Freitag, 31 Juli 2015 17:48)
Es ist unheimlich spannend und inspirierend, wie du es schaffst, durch lebendige und vielschichtige Beschreibungen all das entstehen zu lassen, sodass man vieles direkt vor dem inneren Auge sehen kann.
Einfach durch die Art und Weise, wie du erzählst, vermittelst du eine unheimlich bunte Realität.
Allein der Anfang kam so vollkommen unvermittelt. Auf einmal steht man mitten in der Geschichte und kann nur noch weiterlesen, um nicht überrollt zu werden. Ich finde das großartig. Es ist ganz anders als die meisten Bücher, die ich bisher gelesen habe!
Auch inhaltlich finde ich "Isabell" sehr spannend. Politik wird in klassischen Geschichtsbüchern so oft viel zu nüchtern und trocken abgespult, was hier ganz und gar nicht der Fall ist! Auf einmal kann ich viel mehr verstehen, was Zusammenhänge angeht, und das ist fantastisch. Und dann kommen einem natürlich auch wieder all die Fragen in den Kopf, die man schon im Geschichtsunterricht hatte - und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auf Vieles durch dein Buch Antworten finden werde.
Da freue ich mich jetzt schon ganz besonders drauf.
Louise R. (Freitag, 31 Juli 2015 17:50)
Gestern Abend habe ich "Isabell" zu Ende gelesen.
Mit am Besten hat mir gefallen, dass du nie wirklich strikt getrennt hast zwischen den Geschehnissen rund um Isabell in Berlin und den politischen Katastrophen ringsherum. In einem Satz wird erzählt, wo wieviele Soldaten wieder auf bestialische Art und Weise "verheizt" werden, und im nächsten Satz beschreibst du die Apfelernte oder das neue Kleid. Das zeigt, wie dicht alles miteinander zur selben Zeit abgelaufen ist. In Geschichtsbüchern erfährt man nur über den Krieg an sich etwas, aber nie so wirklich viel über das Leben der Menschen. Und das war unheimlich spannend. Es macht das Ganze so viel komplexer und bunter.
Zudem schreibst du so herrlich persönlich. Da sind mal Ausrufe dabei und kurze, prägnante Sätze, die in einem gewöhnlichen Roman nie vorkommen. Ich hatte wirklich immer wieder Lust aufs Lesen, wenn ich das Buch genommen habe!
Dieses Buch hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Und wahrscheinlich wird es das auch weiterhin tun. Ich werde es definitiv weiterempfehlen!
Heiko Bierhoff (Donnerstag, 03 Dezember 2015 12:52)
(Donnerstag, 24 September 2015 11:28)
Liebe Frau Bott,
danke, dass Sie mit Ihrem Buch mir vor Augen geführt haben, was auch meine Eltern als Kinder durchlitten und miterlebt haben. Nicht nur die Gegenüberstellung von eigenen Erfahrungen und den geschichtlichen Abläufen ist Ihnen hervorragend gelungen, auch der prägnante und nüchterne Erzählstil vermittelt eine Authentizität, die ich bei literarischen Aufarbeitungen dieses Themas selten erfahren habe. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.
Ihnen alles Gute und mein Kompliment.
Heiko Bierhoff